Carsharing-Station im Neubaugebiet an der August-Kümpers-Straße

Beschlussvorschlag:

Der Rat der Gemeinde Wettringen beauftragt die Verwaltung, sich um CarSharing-Angebote in Wettringen zu bemühen. Dazu soll die Verwaltung

  • sich aktiv und regelmäßig um Ankermieter bemühen, mit deren Hilfe Investitionen in CarSharing-Fahrzeuge angeregt und Fixkosten für das Angebot reduziert oder vermieden werden.
  • sich aktiv und regelmäßig über Fördermöglichkeiten zur Verbesserung des Carsharing-Angebotes informieren.
  • den Kontakt zu CarSharing-Anbietern sowie den Austausch über das Thema mit Gemeinden in der Umgebung suchen und pflegen.
  • geeignete Standorte für CarSharing-Fahrzeuge suchen und evaluieren. Dazu sollen insbesondere die benötigten Aufwendungen für die Bereitstellung des Stellplatzes, die Kosten einer möglichen Elektrifizierung (Wallbox) und die Bewertung des Stellplatzes (ÖPNV-Anbindung, Einzugsgebiet, Einzelhandelsanbindung, etc.) dargestellt werden.
  • Vorschläge zur Einführung, Bewerbung und Unterstützung von CarSharing-Angeboten erarbeiten.
  • Vorschäge für CarSharing in Verbindung mit dem Verkauf von Neubaugrundstücken zu erarbeiten.

Die Verwaltung wird gebeten, dem Rat in regelmäßigen, sinnvollen Abständen über den Stand der Bemühungen Bericht zu erstatten.

Begründung

Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir unter anderem eine Verkehrswende. Fahrrad und ÖPNV sollen einen erheblich höheren Anteil an unserer Mobilität bekommen. Aber im ländlichen Raum wird das Auto noch für viele Jahre einen großen Anteil am Mobilitäts-Mix behalten. Daher sind Maßnahmen gefragt, die den Menschen die Mobiltätswende erleichtert und den Ort attraktiv hält.

Anfang 2021 gab es in Wettringen über 6.600 Kraftfahrzeuge, davon fast 5000 PKW1, mithin im Mittel mehr als ein Kfz pro volljährigem Einwohner und mehr als zwei pro Haushalt. Ein effektiver Ansatz, diese Zahlen zu reduzieren, besteht darin, attraktive Ersatzangebote insbesondere für den Zweitwagen anzubieten. Neben Radwegen und besseren ÖPNV Anbindungen kann dabei insbesondere CarSharing einen wichtigen Beitrag leisten. CarSharing-Kunden verlagern viele Wege, die nicht notwendigerweise ein Auto erfordern, auf geeignetere und ökologischere Verkehrsträger. Sie schaffen in beträchtlichem Umfang eigene PKW ab2

Regionale CarSharing-Anbieter investieren, wenn ein Umsatz von etwa 400 € pro Fahrzeug und Monat gegeben ist3. Bei reiner Privatnutzung würde ein garantierter Mindestumsatz zumindest zu Anfang einen erheblichen Zuschuss erfordern, zumindest wenn es um mehrere Fahrzeuge im Ort geht.

Einen deutlich besseren Hebel stellt deshalb ein Anker-Mieter dar, der einen bestimmten Umsatz durch regelmäßige dienstliche Nutzung garantiert. In vielen Fällen kann durch einen oder mehrere Anker-Mieter eine Nutzung zu weniger von Privatkunden nachgefragten Zeiten gewährleistet werden, während das Fahrzeugangebot für private Kunden zum Beispiel am Abend oder am Wochenende besonders verbessert wird. Die Suche nach Ankermietern kann allerdings aufwendig sein. Gute und regelmäßige Kontakte zu allen Institutionen und Firmen, die als Ankermieter in Frage kommen, sind dabei sehr hilfreich.

Deshalb soll die Gemeindeverwaltung eine wichtige Rolle bei der Suche nach einem Ankermieter für CarSharing übernehmen. Außerdem werden für ein gutes CarSharing-Angebot reservierte Stellplätze in zentraler Lage benötigt. Dabei müssen die in Frage kommenden Stellplätze in Bezug auf die Nähe zu möglichen Ankermietern, die Kosten- und Eigentumsverhältnisse, die Nähe zu Einzelhandel und ÖPNV-Stationen sowie nicht zuletzt einer möglichen Elektrifizierung (Lademöglichkeit für Elektroautos) bewertet werden. Auch bei der Suche nach geeigneten Stellplätzen kann die Gemeindeverwaltung den entscheidenden Beitrag liefern. Und nicht zuletzt kann der Ausbau von CarSharing-Anboten in Wettringen auch durch einen guten und regelmäßigen Kontakt der Verwaltung mit entsprechenden Anbietern gefördert werden.

Der Ausbau von CarSharing-Angeboten ist kein kurzfristiges Projekt, sondern verlangt dauerhaften und regelmäßigen Einsatz. Die Bearbeitung des Themas in der Gemeindeverwaltung gewährleistet dabei auch die zügige Nutzung vorhandener und zukünftiger Förderinstrumente von Kreis, Land und Bund zum Wohle der Gemeinde.

Auch Neubaugebiete bieten sich an, um CarSharing zu etablieren. Während den neuen Bewohnern zum Beispiel Mitgliedschaften beim CarSharing-Anbieter gefördert werden können, lässt sich ein Teil der Kosten zum Beispiel für den Stellplatz aus dem Verkauf der Grundstücke finanzieren. Während sich die Fahrzeugflotten von Baugebieten oft erst mit den Häusern entwickeln, kann hier im richtigen Moment eine moderne Alternative geboten werden. Die Chance einen Zweitwagen zu verhindern, ist hier besonders hoch.

Der Ausbau von CarSharing-Angeboten ist Teil des „Masterplan 2.0“ des Kreises Steinfurt. Je eher wir geeignete Ankermieter und Standorte finden, desto leichter und kostengünstiger lässt sich der Klimaschutzplan umsetzen.

  1. Quelle: Kraftfahrbundesamt, https://www.kba.de/SharedDocs/Downloads/DE/Statistik/Fahrzeuge/FZ/2021/fz3_2021.xlsx?__blob=publicationFile&v=3 ↩︎
  2. Quelle: bcs Studie 2016, Bundesverband CarSharing ↩︎
  3. Quelle: Till Ammann, Geschäftsführer Stadtteilauto Münster ↩︎